Vergleich Streuobstbau-Plantagenbau

Streuobstbau versus Plantagenbau

Entwicklung des Streuobstbaus

Einst war der Gedanke der Obrigkeit, auf 2 Etagen Nahrungsmittel anzubauen: oben Obst, unten Acker. Die Bauern mußten dazu gezwungen werden, weil sie keine Lust hatte, um Obstbäume herumzupflügen. Schließlich setzte sich diese Form aber durch, ob die Bauern dem Zwang nachgeben, oder der Zugewinn an Obst, meist Äpfeln, sie überzeugte, ist mir nicht bekannt.

Im Laufe der Zeit wurden unter den Bäumen statt Getreide sozusagen Gras angebaut und die heutigen Streuobstwiesen entstanden: Oben Obst, unten Gras.

Die vorhandene Fläche wurde als (fast) doppelt genutzt.

Apfelbäume waren (auch finanziell) wertvoll, Baumfrevel wurde hart bestraft.

Warum ist Streuobstbau dann heute nicht mehr sinnvoll, Streuobstwiesen und deren Ertrag wirtschaftlich gesehen weitgehend wertlos und unrentabel?

Die Antwort ist die veränderte landwirtschaftliche Arbeitsweise.

Damals war Fläche rar und Arbeitskraft reichlich vorhanden und somit billig.

Viele Hände ernteten im Herbst Obst und mähten die Wiese zur Heugewinnung zweimalig im Jahr. Da die Mahd mit der Handsense erfolgte, störten Hochstammobstbäume nicht.

Heute dagegen ist manuelle Arbeit teuer: daher wird maximal mechanisiert:

Das Ergebnis davon ist der Plantagenbau.

Im Obstbau werden nicht einzelne freistehende Bäume gepflanzt, sondern viele kleine Bäume dicht nebeneinander in Reihen, ähnlich den Reben beim Weinanbau. Die Bäume sind niedrig, können durch die Arbeitsgassen leicht gepflegt und abgeerntet werden. Nach nur durchschnittlich 8 Jahren werden sie ersetzt.

Moderne Wiesenwirtschaft:

Zur Heuernte werden Traktoren und Kreiselmähwerke eingesetzt, mit denen man Wiesen schnell und rationell abmähen und ernten kann. Dies ist so rationell und schnell möglich, daß man nicht nur zweimal, sondern bis 6x/Jahr Gras ernten kann. Die Flächen werden auch benötigt, um den aus den Gras entstandenen Mist entsorgen zu können, dadurch werden die Wiesen gedüngt, wachsen schneller, die Nahrungs-/Heuproduktion wird beschleunigt. Der Nahrungskreislauf ist geschlossen.

Im Gegensatz dazu gibt es noch vereinzelt den (unwirtschaftlichen) Streuobstbau:

Obstbäume werden in geringen Mengen (zum Selbstverbrauch) mit Leitern geerntet, das Meiste als Mostobst vom Boden aufgelesen. Bei durchschnittlich 7€/100Kg Äpfeln lohnt der Verkauf kaum.

Gras/Heu wird

1) nicht gebraucht da die Wiesenbesitzer die Tierhaltung längst aufgegeben haben.

2.) erfolgt die Mahd zwar meist nicht mit Sense, aber auch mit einem Balkenmäher oder einem gewöhnlichen Rasenmäher braucht man lange, um eine Wiese zu mähen. Traktoren können nicht unter den Bäumen eingesetzt werden.

Zusammenfassen bringt die moderne Landwirtschaft mit hoher Mechanisierung hohen Gras- und Obstertrag mit wenig menschlicher Arbeitskraft, Gras/Heu und Obst sind im Massen verfügbar und billig zu haben, der Boden erbringt maximalen Ertrag.

Streuobstbau ist also heute, mit modernen landwirtschaftlichen Maschinen, wirtschaftlich unsinnig, da auf freien Wiesen mehr Gras und im Plantagenbau mehr Obst mit viel weniger menschlicher Arbeitskraft sehr kostengünstig produziert werden kann.

Es gibt aber auch Nachteile.

Beim häufigen Mähen kommen die Gräser nicht mehr zum Blühen, nur noch Gräser die sich über Wurzelausläufer vermehren, überleben.

Durch das häufige Düngen, werden die Wiesen immer fetter, schnellwachsende Gräser überwuchern alles andere, die Artenvielfalt vermindert sich deutlich: wenige Dutzend Grassorten statt über Hundert. Das Gras ist kurz und es blüht nichts, also: kein Lebensraum für Tiere und Insekten.

Der Plantagenbau erfordert wegen der dicht an dicht stehenden Bäume mehr Pflanzenschutz, laut Bund werden Äpfel bis 30x/Jahr, bei einem mir bekannten Obstbauern 7-17x/Jahr gespritzt.

Auf Streuobstwiesen wird gar nicht gespritzt.

Ein weiterer Unterschied von Plantagenbau und Streuobstbau:

Der Einfachheit halber werden Stecklinge gepflanzt. Ausgesuchte Äste werden zur Wurzelbildung angehalten und dann eingepflanzt.

Im Streuobstbau sind derartige Stecklinge zu schwach, können als ausgewachsene Bäume dem Wind oft nicht richtig standhalten. Daher werden im Streuobstbau Sämlinge verwendet: aus einem Apfelkern wächst ein Baum, dessen Wurzeln sind verzweigter und stabiler, allerdings ist der Setzling auch teurer.

Trockenheit, Schädlingsbefall und späten Frost vertragen die Bäume der Streuobstwiese besser.

Qualitätsunterschiede:

Das Heu der modernen Wiesenwirtschaft ist kohlenhydratreich und artenarm, wie wird dann die Milch der Kühe?

Ein Plantagenbäumchen ist jung und klein, trägt aber dutzende Kilo Äpfel.

Ein Streuobsthochstamm ist bis zu 100 Jahre alt und trägt durchschnittlich 20 kg Äpfel. Wasser und Nährstoffe kommen im kleinen Bäumchen schnell und weniger gefiltert in der Frucht an. Ob sie sich allein dadurch von Plantagenäpfeln unterscheiden, weiß ich nicht.

Äpfel unterscheiden sich durch ihre Züchtung:

Moderne Apfelsorten wie Gala, Jonagold, Elstar, enthalten wenige Polyphenole.

Der Beginn wurde mit Golden Delicius in den USA gemacht, süß, wenig Säure, gutes Aussehen, knackig.

Der Mangel an Polyphenole macht den Baum aber anfällig für Schädlingsbefall und den Mensch anfällig für Apfelallergien.

Polyphenole zerstören Allergene beim Kauen, so daß auch Menschen mit Apfelallergie häufig Äpfel alter Sorten, die viele Polyphenole enthalten, problemlos essen können. Die Apfelallergie kann sich sogar zurückbilden.

Der Verbrauch wird entscheiden, ob in Zukunft mehr alte Sorten angebaut werden.







2 Etagen

oben Obst

unten Getreide



1x Obsternte

2x Heuernte





















Plantagenbau:

effektiv

günstig

ertragreich





Artenschwund

Pestizidbelastung